Geschichte

Historie des Neuenhainer Tischtennisvereins

Gruender

Ursprünglich aus Indien stammend verbreitete sich das Spiel schnell nach England. Dort erfand der englische Ingenieur Gibb 1890 den kleinen weißen Zelluloidball, wenig später erfolgte die Konstruktion des Gummischlägers. Das zunächst als „Raumtennis“ bezeichnete Spiel ist heute international eher unter dem Namen Ping-Pong bekannt und ist als einer der neueren Sportarten erst seit 1988 eine olympische Disziplin. Unsere Schulen und öffentliche Freizeitanlagen sowie Campingplätze und Hotels allerorts ver­fügen meist über Tischtennis­tische. In Deutschland gehört Tischtennis neben Fussball zu den beliebtesten Ballsportarten. Mit Timo Boll steht ein hessisches Ausnahmetalent aus dem Odenwald zur Zeit in der Weltspitze.

Die Gründerzeit – vom großen zum kleinen Ball

Vereine gab es Anfang der 50er Jahre in der selbständigen Obstbaugemeinde Neuenhain bereits etliche. So auch den damals knapp 50 Jahre alten Fußballlverein FV 08 Neuenhain, der am 19. März vor genau fünfzig Jahren seine alljährliche Generalversammlung abhielt.
Zu dieser Zeit hatte ein gute Handvoll junger Fußballspieler ihre Begeisterung vom großen Lederball auch auf den kleinen weißen Zelluloid-Ball übertragen: an diesem 19. März wurde beim FV 08 eine Abteilung „TISCHTENNIS“ gegründet. Gerhard Best, Siegfried Berger, Richard Born, Gerhard Buch (†), Gerhard und Hubert Dinges, Adolf Korbach, Ernst Müller (†), Werner Preis und Gerhard Steyer waren die Gründungsmitglieder der neuen Abteilung.
Von den Mitgründern des Neuenhainer Tischtennisverein 1955 e.V. spielen heute noch Gerhard Best, Adolf Korbach und Werner Preis aktiv in verschiedenen Herren-Mannschaften des NTTV. Sie zählen weiterhin zu den Leistungsträgern ihrer jeweiligen Teams.
An ein festes Spiellokal war damals nicht zu denken. Und so fand man sich reihum in den Nebenräumen der damaligen Neuenhainer Gaststätten ein. Zwischendurch mussten auch die Obstsammelstelle und der Kindergarten für die Tischtennisbegeisterten herhalten. Das Spiel-Material
– vor allem die Tische – wurden mit einem Karren von Ort zu Ort geschoben.
„Da war man schon gut aufgewärmt, bevor der erste Ball gespielt wurde“ erinnert sich Gerhard Best. Die finanziellen Mittel waren auch nicht so da wie heute, d.h. man ging nicht einfach in ein Geschäft und kaufte eine Tischtennisplatte. „Die erste Tischtennisplatte wurde von den Vereinsmitgliedern selbst hergestellt“ erzählt Friedrich Buch, gelernter Schreinermeister und Kenner des Fachs.
Die Aufbauphase verlangte viel Einsatz und Improvisation. Gerhard Best führte viele Jahre lang die Abteilung. Friedrich Buch betreute den schon bald entstandenen Jugendbereich. Die Tischtennisabteilung hatte Zuspruch und begann zu wachsen. Verbandsspiele im Umkreis, zu denen man auch schon mal zu Fuß z.B. nach Unterliederbach gelaufen ist (erlebt und berichtet vom verstorbenen Ernst Müller), Freundschaftsspiele wie z.B. gegen Niederhöchststadt und Turniere wie bei Weiss-Blau Höchst sind erste sportliche Herausforderungen.
1957 im zweiten Spieljahr nach der Gründung ging es im Auswärtspiel gegen Vockenhausen um den Aufstieg in die A-Klasse. Im Januar bei minus 15–20°C wurde die Anfahrt mit Motorrad und Moped durchgeführt. Die Halle war ungeheizt nur ein gerade angezündeter Sägemehlofen im Vorraum spendete etwas Wärme. Gespielt wurde daher in langen Hosen und teilweise mit Handschuhen. Beim Stand von 8:7 für Neuenhain musste das letzte Doppel mit Werner Richartz und Werner Preis die Entscheidung bringen. Im dritten Satz war die Spannung auf dem Höhepunkt, es stand 20:19 für Neuenhain und es kam zum alles entscheidenden Matchball um den Aufstieg.
Richartz spielt mit Handschuh wirft den Ball hoch, doch der bleibt am Leder leicht hängen – Fehlaufschlag und daher Ausgleich 20:20. Pures Entsetzen bei Neuenhain, Jubel bei Vockenhausen und ein versteinertes Gesicht bei Werner Preis. Nach kurzer Absprache entscheidet man sich ohne die Handschuhe weiterzuspielen und erringt den Doppelsieg mit 22:20 – der umjubelte Aufstieg in die A-Klasse war geschafft.

1961: Erstes festes Domizil

Das lange Jahre überaus beliebte Spiel- und Stammlokal – die Gaststätte „Zu den Drei Linden“ musste 1961 aufgegeben werden. Just zu dieser Zeit wurde die Sport- und Kulturhalle der heutigen „Drei-Linden-Schule“ fertig und den Vereinen zur Verfügung gestellt. Auch die Tischtennisspieler durften ins neue Domizil Einzug halten. Es wurde an 5–6 Platten gespielt, wovon eine Platte auf der Tribüne stand.

Damentischtennis in Neuenhain

Schon Anfang der sechziger Jahre hatte sich in Neuenhain eine Damen-Abteilung gegründet. Im Gegensatz zu anderen Vereinen brachten in Neuenhain die jungen Männer ihre Frauen mit in den Verein.
Udo und Christel Weiß, Adolf und Ursula Korbach, Hermann und Erika Bambuch, Erwin und Elfriede Leurer, Friedrich und Waltraud Buch, Gerhard und Anita Best, Hansjürgen und Dorle Becker und etwas später dann noch Horst und Linny Mohr (von der TSG Pfeddersheim nach Neuenhain gekommen) sowie Jürgen und Heidi Bender, Wolfgang und Monika Mappes hießen die tischtennisspielenden Ehepaare im NTTV.
Der Grundstein für die auch heute noch sichtbare Popularität des Damen-Tischtennis in Neuenhain war gelegt.

Erste Erfolge

Hessenliga

Regelmäßige Trainingstunden, gute Kameradschaft und systematische Weiterentwicklung der spielerischen Fertigkeiten trugen erste Früchte: Die 1. Herrenmannschaft erreichte 1962/1963 die Meisterschaft in der obersten Kreisklasse, stieg in die Bezirksklasse auf. Bereits 1969 spielte die 1. Damenmannschaft in der damaligen Landesliga.
Mit Linny Mohr hatte sich das 1. Damenteam deutlich verstärken können. Im Jahr 1979 gelang der Gewinn des Meistertitels in der Landesliga und damit der Aufstieg in die Hessenliga. Der obersten Spielklasse in Hessen gehörte die Mannschaft um Linny Mohr und Margit Hohlbein (geb. Fedra) bis 1985 an und war in dieser Zeit das sportliche Aushängeschild des Vereins.
Für die Betreuung der Mannschaft leistete während dieser Jahre Horst Mohr dem Verein immer wieder unschätzbare Dienste als Begleiter und Betreuer an den Freitags- oder Samstagspielen auf den weiten Fahrten, z.B. bis nach Kassel.

Bis zu den Deutschen Meisterschaften

Mit Daniela Stutzmann kam aus den eigenen Reihen der Jugend Verstärkung in die Mannschaft. Daniela vertrat den NTTV 1983/1984 bei den Deutschen Meisterschaften der Mädchen und kam hier damals bis ins Viertelfinale. Vorstufen dafür der Hessentitel und die Südwest-Meisterschaft bei diesen Titelkämpfen. Freiwillig ließ sich die Mannschaft 1986 in die Verbandsliga zurückstufen. Margit Hohlbein sah Mutterfreuden entgegen, Daniela Stutzmann wechselte zur SKG Frankfurt in die 2. Bundesliga.
Um Linny Mohr formierte sich eine neue Mannschaft, die schon 1990 mit 44:0 Punkten den Wiederaufstieg zur Hessenliga feiern konnte. Neben den Damen der 1. Mannschaft bot Neuenhain bis heute in jeder Spielsaison aber immer auch zwei bis drei weitere Damenteams in den darunterliegenden Spielklassen auf Bezirks- und Kreisebene auf.
Jugendliche aus den Nachbargemeinden meldeten sich an. Dem Training der Jüngsten wurde schon damals besondere Sorgfalt gewidmet.